In der Pferdehaltung ist ausreichendes Tränken der Vierbeiner zu jeder Jahreszeit ein Muss. Selbsttränken sind mittlerweile Standard geworden. Doch im Winter, wenn es eisig kalt ist, kann die Trinkwasserversorgung ins Stocken geraten. Wie kann man verhindern, dass Wasserleitungen einfrieren? Was kann man tun, wenn die Leitungen dennoch eingefroren sind?
Florian Brauchli, Redakteur der Pferdewoche, hat uns besucht und einen tollen Artikel über die verschiedene Varianten geschrieben, wie Tränken frostsicher gemacht werden kann. Mit der freundlichen Genehmigung dürfen wir den Artikel hier im Blog ebenfalls veröffentlichen.
Wie viel Wasser benötigt ein Pferd?
Wasser ist überlebenswichtig – nicht nur für Menschen, auch für die Pferde. Es ist unter anderem essenziell für die Regulierung des Wärmehaushalts und bestimmt massgeblich die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit. Trinkt ein Ross zu wenig, wird automatisch der Energiestoffwechsel heruntergefahren und die Leistung sinkt. Wie viel Wasser ein Pferd benötigt, hängt von mehreren Faktoren wie Körpergewicht, Zusammensetzung der Nahrung, Klima und Bewegung ab. Ein Grosspferd trinkt zwischen 30 und 50 Liter pro Tag – das sind mehrere Eimer voll.
Kälte ist des fliessenden Wasser Feind
Weil das «Wasserschleppen» anstrengend und zeitaufwendig ist, haben sich mittlerweile Selbsttränken in vielen Ställen etabliert. Sie erlauben dem Pferd, jederzeit zu trinken, so viel es mag. Im Winter, wenn es kalt wird, kann dieses System aber tückisch sein. Man muss als Stallbesitzer genau darauf achten, dass es im Stall nicht zu kalt wird.
«Es gibt mehrere Faktoren, die die Innentemperatur beeinflussen», so Roger Meyer, Geschäftsführer bei «B+M Haus-und Agrotech AG» in Densbüren. «Es spielt eine Rolle, ob der Stall offen oder geschlossen ist oder Plastikvorhänge an den Türen vorhanden sind.» Wichtig sei, die Eingänge zu schützen, so Meyer. Ebenfalls von Bedeutung ist der Wohnort. Auf 700 Meter über Meer gibt es natürlich schneller und öfter Frost im Winter als auf 400 Meter über Meer.
Wasser erwärmen oder Tränken beheizen
Sinkt die Temperatur unter null Grad, besteht die Gefahr, dass das Wasser in den Leitungen einfriert. Meist hilft nur: Stall dichtmachen, damit die Temperatur nicht zu tief fällt. Der Nachteil dabei ist, dass sich die Luftqualität drinnen merklich verschlechtert. Das hat einen grossen negativen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Vierbeiners.
Dabei gibt es mehrere Lösungen, damit es gar nicht erst so weit kommt. «Bei der Wahl des Systems spielt die vorhandene Infrastruktur eine wichtige Rolle. Jedes System bringt Kosten mit sich und hat Vor- und Nachteile», sagt Roger Meyer.
Umwälzsystem und Heizband
Das Umwälzsystem ist eine Ringleitung mit angeschlossener Umwälzpumpe und Heizung. Das ständige fliessende Wasser wird erwärmt zu den Tränkebecken geleitet. Die Umwälzpumpe heizt mit 3000 Watt, was einem grossen Winkelschleifer entspricht. «Dieses System kostet durch den Stromverbrauch in einem durchschnittlichen Winter rund 1000 Franken», weiss Meyer.
Vor und Nachteile der Umwälzpumpe
Die Investitionskosten für das Umwälzsystem sind – da die Leitungen nicht in den Boden müssen – etwas tiefer. Der Unterhalt ist dafür teuer als bei anderen Systemen. Ebenfalls ein Nachteil: Bei einem Stromausfall läuft auch die Umwälzpumpe nicht mehr und das Wasser gefriert in den Leitungen. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis die Leitungen auftauen. Bis dahin heisst es: Wasserkübel schleppen.
Einfach zu installieren: Das Heizband
Bei einem Stromausfall friert das Wasser in den Leitungen des Umwälzsystems ein. Hier gibt es aber eine Lösung. Ein Heizband wird um die Leitungen gelegt, festgebunden und isoliert. Das Metallrohr leitet die Wärme dann ins Wasser. Zwar funktioniert auch das Heizband mit Strom, aber sobald dieser wieder fliesst, heizt das Band und das Wasser in den Leitungen taut auf. «Das Heizband ist einfach zu installieren», so Roger Meyer von der «B+M AG».
Individuell einsetzbar
«Es lässt sich ergänzend zum Umwälzsystem montieren, es kann aber auch für andere Bau weisen verwendet werden. Die Kupplung von Umwälzsystem und Heizband ist nicht zwingend nötig. Wir verwenden das Heizband vor allem bei Umbauten und dort bei Aufputzleitungen. Zudem gibt es auch ein selbstregulierendes Heizband. Dieses kann man durch mehrere Räume verlegen und nur dort, wo es kalt ist, wird die Leitung erhitzt.» Bei Kunststoffleitungen wird zudem eine Wärmefolie eingesetzt, da Kunststoff die Wärme nicht gut leitet. Das Aluminiumband wird um die Leitung gewickelt und auf ihm dann das Heizband montiert.
Beheizte Becken
Die Wasserleitungen beim System mit beheizbaren Becken werden in den Boden verlegt. «Das Wasser zirkuliert in Frosttiefe, das heisst 80 bis 120 Zentimeter unter der Oberfläche», so der Experte. «Erst senkrecht unter dem Becken kommt die Wasserleitung aus dem Boden.» Diese Bauarbeiten für das Verlegen der Leitungen sind teuer, die Installation ist dann aber einfach und günstig im Unterhalt.
Leistung von beheizten Becken
«Das Tränkebecken wird mit 80 oder 160 Watt Heizleistung betrieben und so frostfrei gehalten», sagt Meyer. Mit einem Thermostat versehen wird das Becken nur bei Bedarf beheizt, so kann der Stromverbrauch gesenkt werden. «Das ist immer die günstigste Lösung», weiss der Profi. «Die Steigleitung zum Becken wird zudem mit einem 20-Watt-Heizband versehen, damit das Wasser auf dem Weg nach oben nicht einfriert.»
US-Ventil
Ein eher seltenes System, vor allem in der Pferdehaltung, ist das US-Ventil. Das Ventil am Becken misst die Temperatur und wenn es eine bestimme Temperatur unterschreitet, öffnet sich das Ventil. Der «laufende Brunnen» verhindert ein Einfrieren. «Dieses System hat einen hohen Wasserverbrauch», so Meyer. «Vor allem in der Viehhaltung, wo viele Tiere dauernd saufen, macht dies Sinn, sonst läuft zu viel Wasser aus.»
Materialien und Einsatzgebiete
Tränkebecken bestehen entweder aus Gusseisen oder Kunststoff. Das Gusseisenbecken besteht aus einer Doppelschale und dazwischen ist das Heizelement. «Das Metall leitet die Wärme besser und effektiver, aber das Becken ist teurer. Die Preise bewegen sich von 225 bis 330 Franken. Man kann das langlebige Eisenbecken ohne Probleme auch draussen montieren, die Heizschlange ist gut eingepackt und geschützt», weiss Meyer.
Vor- und Nachteile
Bei Hufschlägen kann das Becken in seltenen Fällen brechen, dann entstehen sehr scharfe Kanten. «Das passiert aber sehr selten. Ich finde es das beste Produkt auf dem Markt.» Kunststoffbecken sind leichter und günstiger. Die günstigste Variante erhält man bereits ab 140 Franken. Das Heizelement befindet sich am Boden der Schale. «Die Heizleistung ist geringer, darum wird es vor allem im Innenbereich eingesetzt.» Bei Schlägen bricht der Kunststoff nicht, er verformt sich, bleibt aber stabil.
Die Haltungsform kann ausschlaggebend für die Wahl sein
In der Boxenhaltung eignen sich die beheizten Tränkebecken am besten, ist sich Roger Meyer sicher. In der Gruppenhaltung sowie im Offenstall und auf der Weide funktionieren auch grössere Tröge oder Becken. «Diese haben das Heizelement unter dem Trog. Sie funktionieren aber nur mit Strom, das heisst, man braucht einen Trafo und einen Thermostat.»
Seltener genutzt werden auch Balltränken, die auf eine Wasserleitung gesetzt werden und ohne Strom funktionieren. «Die Balltränke ist bis rund minus zehn Grad frostsicher, aber das Pferd muss lernen, wie es den Ball runterdrückt, um an das Wasser zu kommen.» Bau-, Umbau- und Installationskosten seien gemäss Roger Meyer fast nicht bezifferbar. «Diese sind bei jedem Stall, je nach Grösse individuell.»
Probleme und Lösungen
Pferde knabbern gerne alles an, so auch Kunststoffleitungen und Röhren. «Bei den Steigleitungen braucht es dafür einen mechanischen Schutz, etwa ein Hutprofil, also eine Abdeckung aus Aluminium», erklärt Meyer.
Ebenfalls eine Herausforderung kann die Verkalkung des Umwälzsystems und der Pumpen sein, in denen der Kalk den Kleinteilen zusetzt, so der «B+M AG»- Geschäftsführer. Diese Verkalkung ist extrem standortabhängig. «Beim Umwälzsystem sollte der Heizstab alle zwei Monate ausgebaut und entkalkt werden. Haben Sie immer einen Heizstab in Reserve zu Hause», empfiehlt Meyer.
«Bei den Tränken und Ventilen gibt es dagegen kein Problem mit Kalk. Vor allem die Stabventile sind sehr pflegeleicht. Schwimmerventile sind ein bisschen heikler, diese haben Gummidichtungen, die man ab und zu ersetzen sollte.»
Tränkebecken müssen vom normalen Wasserversorgungsnetz getrennt sein, damit keine Keime und Bakterien zurück ins Trinkwasser gelangen. «Dafür gibt es eine Trennstation, die installiert werden muss. Sie verhindert, dass das ‘verunreinigte’ Wasser zurückfliesst.
Ganzheitliche Lösung
Roger Meyer von der «B+M AG» plädiert für eine «wasserdichte» Lösung. Bei der Wahl des Wassersystems und der einzelnen Komponenten wie Tränkebecken muss man das Gesamtpaket anschauen, rät er.
«Wie sieht die bestehende Infrastruktur aus? Was muss neu gemacht werden? Wenn man ein Kreislaufsystem macht, muss es sauber und konsequent gemacht werden. Es verträgt in diesem System keinen Wasserhahn, wo man noch ab und zu Wasser rauslässt. Dieser kann einfrieren und so das ganze System schädigen. Also lieber am Anfang etwas mehr investieren, dafür spart man nachher eine Menge laufender Kosten und vor allem eine Menge Ärger.»